Don
Popelino und Donna Popeletta
hören
Weil
sich Meßdiener, wenn sie sich langweilen und der Pfarrer gerade nicht
kuckt, gerne mit gefalteten Händen in der Nase rumbohren (habe ich selbst
am Altar oft gemacht), hatten wir uns eine Puppentrick-Szene ausgedacht,
in der es um eine spannende Popel-Rallye zum Vatikan geht. Zum Schluß
werden die kostbaren Popel mit sogenannten Popeldampfern über den großen
Teich ins Heilige Land verschifft, um dann mit Lastwagen in die ewige
Stadt transportiert zu werden. Die Popel-Schmuggler Don Popelino und Donna
Popeletta spielen eine gewisse Rolle, außerdem kommt ein mit glockenheller
Stimme vorgetragenes Kinderlied vor, das so geht: „Das sind die Popel,
Popel, Popel aus unserer Nase wir opfern sie gern für unsern Herrn!“ Außerdem
wollten wir noch Szenen drehen, wie Cowboys im Wilden Westen wilde Popel
mit dem Lasso einfangen, das haben wir dann aber bleiben lassen, sonst
wär das noch ausgeufert. Na jedenfalls, als er die kostbare Fracht erhält,
freut sich der Papst ein Loch in den Bauch. Außerdem geht es in der betreffenden
Szene auch noch um lästige Kinderkrankheiten wie Augen-Phimose, vor denen
der Heilige Vater mit donnernder Stimme warnt: „Bei Augen-Phimose wachsen
ganz langsam die Augenlider zusammen. Deshalb müsst ihr euch immer gründlich
dort oben waschen. Wollt ihr mir das auch versprechen?“
Als der Film fertig war, hat uns die Freie deutsche Jugend in die damals
noch existierende DDR eingeladen. In ein trauriges Nest hinter Karl-Marx-Stadt,
wo es in der Glotze nicht mal Westsender gab. SED-Funktionäre bewirteten
uns freundlich mit Leberwurststullen, um sich mit uns gemeinsam ihren
ersten Westfilm im einzigen Filmclub der Stadt anzuschauen: Der Glanz
dieser Tage, und in 2 Wochen sollte Film Nummer 2 folgen, ein amerikanischer
Streifen namens Easy Rider. Als sie unser Zeug begutachtet hatten, wurden
sie patzig. "Schlecht gemacht! Kannste wegschmeißen!" hieß es. Als ich
vorsichtig entgegnete: „Euer Land is auch schlecht gemacht, könnt ihr
auch wegschmeißen!" war der Teufel los, und wir suchten flugs das Weite.
Das hatte also nicht geklappt.

Der Glanz dieser Tage BRD 1986-89 93 Minuten Farbe
8/16 mm Blow Up
Mit Bernward Herkenrath Alexandra Schwarzt Jürgen Höhne Baron von Lallu
u.v.a. SPIELLEITUNG Wenzel Storch MUSIK Diet
Schütte Schweine im Weltall Die Fliegenden Unterhosen Hermann Naujoks
und die Naujoks KAMERA LICHT TON SCHNITT BAUTEN USW.
Iko Schütte Thomas Krügerke Matthias Hänisch Frank Peters Judith Fischeder
Bernd Röthig Peter Stonner Ulrich Bogislav Sabine Meyer Wolfgang Weber
u.a.
Gefördert vom Filmbüro + Vertriebskontor Hamburg

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